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re:publica Tag 3

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Eine rohe Betonwand, daruaf verschiedene Bereiche, die mit Schriften unterteilt wurden: Required fields, dann ein runder Kuchen mit Sücken 'Exertise', verschiedene Smilies unter der Überschrift 'Mood', Schilder mit diversen Plattformen, darüber 'Main Platform', Darunter Gender und ein weißer Slider ganz unten Generation mit einem weiteren weißen Sliderfeld. Darauf kleben viele bunte Punkte. Die einzelnen Felder sind bis auf Ausnahmen nicht mehr zu lesen.

Der Tag, an dem ich Bianca Kastl nicht traf.

Der letzte Tag der re:publica, immer schon ein wenig Wehmut am Anfang aber natürlich auch die Spannung, was der Tag so bringen mag. Ich startete mit einem Blick auf Katastrophen: Manuel Atug von der AG Kritis, ein ausgemachter Experte für Cyber-Security und deren Steuerung machte mit dem aufmunternden Titel „Die KRITIS Dystopie – Düstere Aussichten für zukünftige Generationen“ für mich den Auftakt für den letzten Tag. Den Vortrag sollte man sich anhören. Immerhin gibt es am Ende auch einen Hoffnungsschimmer.

Manuel Atug auf der Bühne der re:publica vor einem Slide mit einem Bild vieler Rohre, wie in einer chemischen Anlage mit der Schrift Die KRITIS Dystopie - Düstere Aussichten für zukünftige Generationen, Manuel 'HonkHase' Atug

Anschließend und praktischerweise auf der gleichen Bühne ging es bei Tiaji Sio und Arne Treves um Collective Ownership: wie der Staat von morgen aussehen sollte und wo wir ihn bereits jetzt finden. Hier wurde mit dem Paradigma des New Public Management für den Staat gründlich aufgeräumt, der letztlich Prinzipien der gewinnorientierten Unternehmen versucht zu kopieren statt auf gemeinsames Handeln und Entscheiden zu setzen.

Ein Mann und eine Frau vor einem Slide mit von New Public Management zu Enhanced Collective Ownership

Auf der großen Bühne (Stage 1) ging es dann zu Aya Jaff, die mit der ‚Broligarchy‚ abrechnete und fragte, ob der Kurs hin zu einer Monarchie der Tech-Bros noch umsteuerbar ist – turns out: Schon, aber halt wohl nicht mehr in den USA (meine Zusammenfassung). (Video fehlt noch)

Eine Frau in schwarzer Kleidung auf einer Bühne vor einem Slide, mit dunklem Hintergrund, Aufschrift Aya Jaff Tech isn't neutral. Tech is power. And power always draws a line.

Na, seid Ihr auch so genervt davon, dass das mit dem AfD-Verbot nicht so richtig in die Gänge kommt? Dann haben der Volksverpetzer und die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) eine gute Nachricht: Die Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um mal selbst ein wissenschaftliches Gutachten zum Verbot der gesichert rechtsextremistischen Partei zu erstellen und Thomas Laschyk und Bijan Moini stellten den Weg dahin vor. In den nächsten Monaten werden wir mehr zum Gutachten hören. (Link zum Vortrag)

Eine Bühne mit einem Slide, auf verschieden blauem Grund eine rechteckige Sprechblase, darin: Wir prüfen das AfD-Verbot jetzt selbst, Thomas Laschyk & Bijan Moini
Ein weißes Slide: Demenz: Teilhabe mit digitalen Tools ermöglichen? Saskia Weiß, Michael Zeiler, Sven Paul Moderation Zarah-Louise Roth

Mehr in Richtung meiner Arbeit ging es mit dem Panel Demenz: Teilhabe mit digitalen Tools. Einzelne Tools wurden in der Gesprächsrunde nicht vorgestellt, aber Möglichkeiten wie z.B. GPS-Tools und Methoden der Früherkennung in Apps. Spannend auch, dass die Abteilung Senioren im zuständigen Ministerium an einem Auftritt für Kinder und Jugendliche arbeitet, die das Verständnis für Kinder und Enkel von Betroffenen verstärken soll.

Im Anschluss brauchte ich eine kleine Mittagspause im Ruhebereich – dessen Sinn mal wieder ein paar Leute nicht verstanden habe und lautstark eine Unterhaltung führten. Nun gut…

Anschließend habe ich noch den Livestream von Stage 1 auf dem Weg zum nächsten Vortrag von ‚Netzlehrer‘ Bob Blume gecrasht. Da saß noch die Neu-Bundesbildungsministerin Katrin Prien auf der Bühne…

Eine Frau bekommt vor einem Publikum ein Mikrofon vorgehalten, über ihrer rechten Schulter bin verschwommen ich zu erkennen.

Bob Blume ist wohl einer der lebhaftesten Lehrer im Land und im Internet bei Schüler*innen genauso bekannt wie bei den Angehörigen des Berufsstandes und der Elternschaft. Schule muss sich ändern ist das Credo – aber wer weiß das nicht? Ansätze gibt es genug und Bob kann das einfach gut vermitteln, hier ging es darum, dass Lernen wieder berühren soll.

Ein Slide, davor ein Mann. Auf dem Slide Leitfrage und größer: Wie kann Bildung berühren? Dahinter verschwommen die Zahlen 404.

Der aus meiner Sicht spektakulärste Vortrag mit dem Titel „Pop-Kultur als generationsübergreifender Rettungsschirm: Mit Star Trek, Yoda und Satire gegen den Wahnsinn der Gegenwart“ mit Paul Yoshio Steinwachs, der sich selbst als Profi Nerd & Visual Storyteller beschreibt, schloss sich an. Hier muss man unbedingt die Aufzeichnung sehen. Der Vortrag macht Hoffnung, dass man mit Humor und neuen Ansätzen was erreichen kann in der Welt – ich sage nur Pikachu und der Regierungswechsel in Südkorea… (Video fehlt noch)

Slide Pop-Kultur als generationsübergreifender Rettungsschirm: Mit Star Trek, Yoda und Satire gegen den Wahnsinn der Gegenwart Paul Yoshio Steinwachs

Unsere D64-Vorständin Svea Windwehr hat gemeinsam mit Juristin Simone Ruf (GFF) und den Schülerinnen Sanya Lehmann und Carla Roggenbuck in Jugendschutz und digitale Teilhabe – Wer darf online mitspielen? einen Blick auf die Diskussion um Social Media für Kinder und Jugendliche und auch die gerade diskutierten Handyverbote an Schulen geworfen – hier verweise ich gerne auf unseren jüngst erschienenen Blogbeitrag „Handyregeln an Schulen: demokratische Entscheidungsfindung wichtiger als pauschale Verbote“ zum Thema bei D64, den ich gemeinsam mit Angela Büttner und der AG Bildung verfasst habe.

Vier Frauen an zwei Stehtischen in einer Umgebung, die wie eine Fabrikhalle aussieht, auf einem der Stehtische steht ein Computer mit einem angebissenen Apfel darauf.

Damit ging es dann auch schon in den Endspurt der Sessions. Mit dem Vortrag von ‚tante‘ Jürgen Geuter zu neuen Wegen im Digitalen, der weniger dystopisch war als im Vorfeld versprochen, war die Zielgerade schon erreicht. tante warnte vor der AfD und forderte ein Verbot von Jens Spahn (oder umgekehrt), war aber auch konstruktiv unterwegs und war viele Fragen gerade zu Themen wie Lizenzen und Verwertung von Inhalten auf.

Mein letzter Vortrag war dann Digitaler Faschismus: Wie KI-Ideologie die Demokratie untergräbt und wie wir sie verteidigen können mit Aline Blankertz und Rainer Mühlhoff. Wie können wir uns gegen die Tech-Oligarchien und ihre kruden Ideen wehren und wo finden wir schon überall Einflüsse auch in gesellschaftlichen Prozessen, denen man das nicht unbedingt ansieht? Das waren die Fragen, auf die es auch – zumindest zum Teil – Antworten gab.

Am Ende noch was vielleicht verwunderliches. Es heißt ja immer, die re:publica wäre die Digitalkonferenz. Stimmt – aber nicht nur, denn erstens geht es um viel grundsätzliches wie unsere Gesellschaft insgesamt und zweitens gibt es auch viele analoge Elemente, wie z.B. diese Wand, in der man sich in verschiedene Themen einordnen konnte – wo ich wohl meine Punkte geklebt habe?

Eine rohe Betonwand, daruaf verschiedene Bereiche, die mit Schriften unterteilt wurden: Required fields, dann ein runder Kuchen mit Sücken 'Exertise', verschiedene Smilies unter der Überschrift 'Mood', Schilder mit diversen Plattformen, darüber 'Main Platform', Darunter Gender und ein weißer Slider ganz unten Generation mit einem weiteren weißen Sliderfeld. Darauf kleben viele bunte Punkte. Die einzelnen Felder sind bis auf Ausnahmen nicht mehr zu lesen.
Analoger Social-Graph

Und das war es dann für mich mit der re:publica25. Ja, ist immer anstrengend, aber in diesem Jahr war ich deutlich weniger angestrengt als im letzten Jahr und hätte auch noch ein, zwei Tage dranhängen können. Ich bin auf alle Fälle wieder inspiriert abgereist und habe viele Themen, die ich in den kommenden Veranstaltungen und Projekten aufgreifen werde – schnallt Euch an.

Ich stehe vor einer Betonwand unter dem Schriftzug re:publica, habe ein T-Shirt von netzpolitik.org mit der Aufschrift 'fight for your digital rights' an und mein re:publica-Badge umhängen. Hinter mir farbige Schatten von mir mit den Farben gelb, rot und türkis/blau

Ach ja, Bianca Kastl bin ich an diesem Tag tatsächlich nicht mehr begenet.

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