Hilfe, es ist KI!
Keine Frage, die sogenannte künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und bereits wenige Jahre nach der Veröffentlichung des ersten großen Modells – ChatGPT – in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wohl kaum eine Hausarbeit in Schule oder Universität, in der nicht dieses (oder ein anderes) Tool verwendet wird. E-Mails werden geschrieben, Projektanträge oder Sachberichte werden verfasst und Bilder erstellt. Dabei weiß kaum jemand, was sich hinter der Technik verbirgt und wo ihre Grenzen liegen. Auch über die weiteren Aspekte der Verwendung von „KI“ ist in der Gesellschaft wenig bekannt. Allgemein anerkannte Regelungen, wie man damit umgeht, gibt es noch nicht. Dass manch althergebrachtes mit dem Einsatz der Technologie nicht mehr funktioniert, verbreitet sich auch nur langsam. Auch für Organisationen und Unternehmen stellen sich viele Fragen. Und diese müssen beantwortet werden.
Seit über einem Jahr bin ich für die LAG Selbsthilfe mit Vertreter*innen anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen in einer Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Code of Conduct (CoC) für die Nutzung von KI in gemeinnützigen Organisationen. Unter der Überschrift „Verantwortungsvolle KI in der Zivilgesellschaft“ sind wir dabei, einen Leitfaden zu entwickeln, der Vereine und Organisationen helfen dabei in ihrer Entscheidung ob und wenn ja wie sie sogenannte „künstliche Intelligenz“ einsetzen können. Über 30 Organisationen sind beteiligt, darunter große und breit aufgestellte wie die AWO und kleinere, wie die Deutsche Schachjugend, Vereine wie Civic Coding, die eher aus der technischeren Ecke kommen, die Vertretung bestimmter Bevölkerungsgruppen wie die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) und wir als LAG oder eher politisch orientierte wie z.B. die Amadeu Antonio Stiftung. Die Palette ist also sehr breit, was zu einem spannenden und mitunter auch kontroversen Austausch führt.
Über die Arbeit am CoC wurde in der Presse bereits breit berichtet, darunter im Deutschlandfunk und in der taz.
Die Initiative geht aus von D64, dem digitalpolitischen Verein, in dem ich seit einigen Jahren aktiv bin. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Künstlicher Intelligenz für das Gemeinwohl.
Seit dem Start der Initiative im Frühjahr 2024 gab es drei Workshops, in denen wir uns physisch in Halle, Berlin und Köln getroffen haben und dazwischen eine große Anzahl von Online-Arbeitstreffen, an denen dann kleinere Gruppen sich unterschiedlichen Themen widmeten. Im Augenblick läuft die Schlussredaktion für das Dokument, es sind jedoch schon zwei weitere so genannte Whitepaper entstanden, die sich ausführlicher einzelnen Aspekten von KI widmen, das Whitepaper KI & Gerechtigkeit: Vier Thesen für die Zivilgesellschaft, das im Mai 2025 erschienen ist sowie das Whitepaper Freiheit als zentraler Wert für den Einsatz von KI in der Zivilgesellschaft, das im Dezember 2024 veröffentlicht wurde. Zeitgleich zum Code of Conduct entsteht derzeit das dritte Whitepaper KI und Solidarität, das im September 2025 erscheinen soll.
In dieser Zeit haben wir eine ganze Reihe von Herausforderungen herausgearbeitet, denen zivilgesellschaftliche Organisationen in besonderer Form gegenüberstehen. Ethische Herausforderungen, gesellschaftliche Verantwortung, Herausforderungen für die Mitarbeitenden (egal ob angestellt oder ehrenamtlich) und Mitglieder sowie finanzielle und organisatorische Herausforderungen bewegen uns. Für die meisten der entstehenden Fragestellungen kann es keine eindeutigen Antworten geben und Organisationen und die Träger*innen von Verantwortung sind in der Abwägungspflicht.
Am Ende soll der Code of Conduct einer Selbstverpflichtung der Organisationen dienen, die sie sich neben den sowieso vorhandenen gesetzlichen Auflagen stellen. In den nächsten Wochen wird eine erste Version des CoC veröffentlicht werden. Daraufhin können sich Organisationen auch bewerben, den CoC mit zu unterzeichnen. Wer dazu Fragen hat, kann diese gerne an mich richten.
Bildquellen
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